The IOS Investment Program Certificate

Abb- Weißkopfadler.
Faksimileunterschrift von Bernhard Cornfeld für die IOS
datiert: 1966, 1967 (Bild)                                                               AW-1002       196x     20,00 €

Den wohl größten Finanzskandal in der Bundesrepublik Deutschland hat in den 1960er Jahren ein ehemaliger Sozialfürsorger und Taxifahrer aus Brooklyn ausgelöst. Mehrere Jahre in Vergessenheit geraten, gelangte in Zusammenhang mit der Wiedereinführung von Dachfonds in Deutschland die Geschichte um Bernie Cornfeld in das allgemeine Gedächtnis und die Diskussion zurück. Mit der von ihm gegründeten IOS (Investors Overseas Service) war Bernard Cornfeld ab Mitte der 1960er Jahre in Deutschland tätig und warb Anleger mit dem Konzept, Geld in Fonds anzulegen, die sich in Übersee (vorwiegend in den USA) an Wirtschaftsunternehmen beteiligten. Diese hochspekulativen Fonds gehörten wiederum der IOS-Gesellschaft. Die Anleger wurden mit außergewöhnlichen Renditen gelockt. Ein rasch wachsender Mitarbeiterstamm von Verkäufern, die in der Regel nicht aus dem Bankgeschäft kamen, aber erfolgreich Kunden zu gewinnen wussten, ließ IOS schnell bekannt werden. Mehr als 25.000 Fonds-Verkäufer waren in Europa für die IOS tätig. Cornfeld nahm in dieser Zeit über 2,5 Milliarden Dollar von Anlegern ein.

Die angeblichen Vorteile für den Anleger: schon durch den Kauf eines einzigen Investmentzertifikates konnte sich der Kleinanleger Anteile an mehreren Fonds sichern und zudem sein Risiko streuen. Außerdem blieb ihm die Mühe erspart, unter tausenden verschiedenen Fonds den richtigen auswählen zu müssen. Dass es sich hier allerdings um ein betrügerisches Konstrukt handelte, dessen einziger Zweck Kostenschinderei war, die lediglich dem Initiator, nicht aber dem Anleger Gewinne verschaffte, merkte der Kleinanleger erst, als es schon zu spät war. Und Bernie Cornfeld ging äußerst geschickt bei seinem Werbefeldzug vor: es gelang ihm, den Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Erich Mende (FDP), zu gewinnen. Mit dieser Gallionsfigur konnten in Deutschland leicht Gelder akquiriert werden. Erich Mende wurde schon 1968 von Walter Scheel als FDP-Vorsitzender abgelöst und verlor 1969 nach verlorenen Bundestagswahlen auch sein Amt als Minister. Seiner Ämter ledig, schied er schließlich bei IOS aus. Zu dieser Zeit war die IOS schon angeschlagen.

Es kam, wie es kommen musste: als die Aktienkurse fielen, brach das ganze System zusammen. Die Gelder von Neuanlegern wurden nun dazu verwendet, um die versprochenen Renditen zu zahlen.

Schließlich wurde der Fonds an den „Financier“ Robert Vesco verkauft, der allerdings 500 Millionen Dollar für seine eigene Gesellschaft abzog. Die Anzahl der geschädigten Anleger war groß, verbliebene Gelder verschwanden in dunklen Kanälen. Restzahlungen, die von einigen Anlegern erstritten wurden, betrugen weniger als 10% des investierten Geldes.